Chiropraktik im Gesundheitswesen
Die Chiropraktik ist der weltweit drittgrößte Heilberuf nach der Schul- und Zahnmedizin und nimmt eine wichtige Position zwischen Orthopädie, Neurologie, Innerer Medizin und Rheumatologie ein. Ihre Wirkungsweise und Effektivität ist wissenschaftlich nachgewiesen.
Jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter Rückenschmerzen. In den meisten Fällen von akuten Schmerzen erholen sich die Patienten innerhalb von 6 Wochen, aber 15% haben länger andauernde Beschwerden. Die kleine Gruppe, welche auch nach 3 Monaten noch unter dann chronischen Schmerzen leidet, verursacht jedoch etwa 80% der Gesamtkosten dieses Gesundheitsproblems. In Deutschland gehen 70 Millionen Krankheitstage im Jahr auf das Konto von Rückenschmerzen und kosten die Volkswirtschaft rund 80 Milliarden Mark. Wirbelsäulenerkrankungen liegen auch bei den Krankmeldungen am Arbeitsplatz an erster Stelle, und 60% aller vorzeitigen Rentenanträge werden wegen Rückenschmerzen gestellt.
Die Ausbildung von Chiropraktoren erfolgt weltweit nach einheitlichen, international gültigen Standards. Da in Deutschland bisher noch keine international anerkannte Ausbildung möglich ist, müssen zukünftige Chiropraktoren im Ausland an anerkannten chiropraktischen Fachhochschulen oder Universitäten (je nach Land) studieren. Diese gibt es u.a. in den USA, Kanada, England, Dänemark und Frankreich. Voraussetzung für die Zulassung zum Studium ist das Abitur.
Das Studium dauert in der Regel 4-6 Jahre mit 4800 Vorlesungsstunden. Im Gegensatz zu einem Medizinstudium in Deutschland ist das Studium an chiropraktischen Fachhochschulen oder Universitäten wesentlich praxisorientierter. So wird mehr als 1/3 des Studiums der speziellen chiropraktischen Diagnostik und Therapie gewidmet. Im letzten Ausbildungsjahr erhalten die Studenten eine spezifische klinische Ausbildung in der hochschuleigenen Klinik unter Anleitung und überwachung erfahrener Chiropraktoren.
In den USA und Kanada erhält der Absolvent den Grad des Doctor of Chiropractic (D.C.). In Großbritannien schließt man nach 5 Studienjahren mit dem Master of Science in Chiropractic (MSc) ab. Es schließt sich eine mindestens einjährige Assistenzzeit bei einem erfahrenen niedergelassenen Chiropraktor an. Erst dann darf ein vom deutschen und den internationalen Fachverbänden anerkannter Chiropraktor eine eigene Praxis eröffnen.
Anders als in anderen europäischen Ländern (Großbritannien, Belgien, Schweiz, Dänemark, Schweden und Norwegen) ist die Chiropraktik in Deutschland bisher nicht als eigenständiger Heilberuf anerkannt. Aus diesem Grund müssen auch graduierte Chiropraktoren hierzulande nach dem Heilpraktikergesetz zugelassen sein, da nur Heilpraktikern und ärzten die Anwendung chiropraktischer Behandlungstechniken erlaubt ist. Die graduierten Chiropraktoren haben sich im "Deutsche Chiropraktoren Gesellschaft e.V." zusammengeschlossen. Der Verband vertritt den Berufsstand in allen wichtigen internationalen Organisationen z.B. der European Chiropractors' Union (ECU) und der World Federation of Chiropractic (WFC) die auch offizielle Kontakte zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterhält.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ärzten und Physiotherapeuten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Chiropraktoren werden, besonders in den USA, häufig als Teil eines therapeutischen Teams in Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und bei der Betreuung von Leistungssportlern, z.B. auch Olympiamannschaften eingesetzt. In der Rehabilitation von Patienten mit wirbelsäulenbedingten Erkrankungen hat die Chiropraktik einen festen Platz.
Die von nordamerikanischen graduierten 'Doctors of Chiropractic (DC)' bzw. die von dort ausgebildeten Chiropraktoren in Deutschland angewandte manuelle Therapie ist eine schmerzlose, sanfte Chiropraktik.